Die Corona-Pandemie hat viele Bereiche des öffentlichen Lebens vor Herausforderungen gestellt, wie sie die Menschheit bisher nicht kannte. An vorderster Front mussten sich die Gesundheitssysteme angesichts einer Vielzahl zusätzlicher Aufgaben und Einschränkungen als Bewahrer von Gesundheit und Unversehrtheit bewähren. Doch die neuartigen Aufgabenstellungen und Strategien, die zur Bewältigung der Krise erforderlich wurden, haben auch als Brandbeschleuniger bei der Innovationsgeschwindigkeit in der Medizintechnik und den begleitenden Branchen geführt.
Unter dem Eindruck eines schon vor der Pandemie unterversorgten Systems machten die Herausforderungen durch COVID-19 mehr denn je deutlich, dass nur eine aktive Innovationskultur das Gesundheitswesen dabei unterstützen kann, mit den Risiken und Gefahren auf medizinischem Gebiet Schritt zu halten.
Das wird sich auch nach Überwindung der aktuellen Krise nicht ändern – neben anderen Herausforderungen gilt unverändert der Grundsatz: Die nächste Pandemie kommt bestimmt.
Gesundheitssysteme auf dem Weg in die Zukunft
Beobachter unterschiedlicher Branchen haben ermittelt, dass Corona in verschiedenen Bereichen eine bisher nicht gekannte Innovationsdichte erzeugt hat.
Stellenweise hat sich in zehn Monaten ein Entwicklungsschub eingestellt, der vor der Pandemie über zehn Jahre gereicht hätte. Es wäre nicht zu verantworten – und ist auch nicht wahrscheinlich – wenn die Innovationsdynamik nach Corona wieder auf vorpandemisches Niveau zurückfallen würde.
Das Mittel der Wahl bei der Evolution des Gesundheitswesens ist die Digitalisierung – und das in so gut wie allen Bereichen.
Der Prozess ist in zahlreichen Ländern bereits angelaufen: Immer mehr nationale Gesundheitssysteme haben begonnen, die medizinische Infrastruktur durch telemedizinische Angebote, Fernüberwachung und digitale Therapeutika zu optimieren.
Das strategische Ziel ist proaktiv angelegt. Durch die Verringerung der funktionalen Distanz zwischen Patient und Leistungserbringer entsteht eine personalisierte Versorgung, was sich insgesamt positiv auf die Qualität der erbrachten Leistungen auswirkt.
Fehlerresistenz als bestimmender Faktor
Gesundheitssysteme der Zukunft müssen vor allem zwei Grundbedingungen erfüllen.
Zum einen muss ein leistungsfähiges System flexibel auf neue Herausforderungen reagieren können. Zum anderen muss es in der Lage sein, die sich daraus ergebenden Verfahren und Methoden zeitnah anzupassen und zu implementieren.
Grundvoraussetzung für dieses Ziel ist die endgültige Auflösung von Dateninseln bei den unterschiedlichen Einrichtungen im Gesundheitswesen.
Ohne eine gemeinsame digitale Infrastruktur, die möglichst auch nicht vor Ländergrenzen Halt macht, wird sich eine nachhaltige Weiterentwicklung hin zur New Health Economy nicht verwirklichen lassen.
Erste Schritte auf diesem Weg sind bereits gemacht.
Die Niederlande haben bereits in der Frühphase von COVID-19 ein nationales Portal für den digitalen Datenaustausch eingerichtet. In Deutschland besteht seit 2022 ein Rechtsanspruch auf eine nationale Patientenakte, wobei die praktische Umsetzung noch aussteht.
Im nächsten Schritt geht es um die Vereinheitlichung und Zusammenfassung der nationalen Lösungen auf europäischer Ebene – ein Vorhaben, für das sich insbesondere Deutschland konsequent einsetzt.
Angesichts der aktuellen Erfahrungen mit globalen Pandemien wird allerdings erst eine weltweite Lösung ein Instrument darstellen, das auch bei internationalen gesundheitlichen Bedrohungslagen eine wirksame Gegenmaßnahme darstellt.
Resilienz als zentrale Strategie
Gesundheitseinrichtungen müssen systembedingt in der Lage sein, sich in kürzester Zeit auf rasch verändernde Lagen einzustellen.
Dabei ist von besonderer Bedeutung, auch zeitnah auf sich in schneller Folge ändernde Planzahlen, Vorschriften und Maßnahmen eingehen zu können.
Besonders die chaotischen Rahmenbedingungen im Falle von Arbeitsunfällen, Naturkatastrophen oder Pandemien erfordern ein Gesundheitswesen, das die Fähigkeit der blitzartigen Anpassung an aktuelle Entwicklungen quasi in den Genen mit sich trägt.
Ohne die konsequente Digitalisierung der verschiedenen Funktionsbereiche, insbesondere auch bei der mobilen Kommunikation, wird sich diese Forderung der Zukunft an die Medizin von heute nicht umsetzen lassen.
Informieren Sie sich weiter über „Digital Health“ und bessere Patientenversorgung
- Digitalisierung im Gesundheitswesen sind für Gesundheitsbranche Chance und Risiko zugleich
- Healthcare Leader Prof. Dr. Christian Schmidt
- Im Fokus: Versorgung und moderne Behandlungstechnologie (Prof. Dr. Schmidt im Portrait)
- Digitale Gesundheitskompetenz
- New Work im Krankenhaus – neue Herausforderungen für Führungskräfte
- GesundHeits GmbH Deutschland
- Herausforderungen im Mitarbeitermanagement in der Humanmedizin
- Prof Christian Schmidt über Führungskompetenz, Gesundheitswesen und Arbeitswelt