Coachings in Unternehmen – Ein Interview mit Régis Werlé

Das Interview mit Régis Werlé, CEO der Alchimie GmbH und Gründer von Düsseldorfer Management Forum

Schon der vorsokratische Philosoph Heraklit von Ephesos erkannte vor etwa 1500 Jahren: „Nichts ist so beständig wie der Wandel.“ In der heutigen und besonders schnelllebigen Berufs- und Arbeitswelt bleibt zumeist nur ein stetes Gefühl der Schnelllebigkeit und der konstanten Veränderung. Professionelle Coaches und Trainer sollen sowohl Arbeitnehmern als auch Führungskräften dabei helfen, dabei nicht den Überblick zu verlieren und ins Hintertreffen zu geraten. Im Fokus stehen das Erkennen, Ausarbeiten und Verfolgen der eigenen Vision. Dieser Prozess soll nicht nur dem Individuum helfen, sondern letztlich auch dem jeweiligen Unternehmen.

Wir haben mit Régis Werlé, CEO der Alchimie GmbH in Düsseldorf und Gründer von Düsseldorfer Management Forum gesprochen, uns die Besonderheiten und Potenziale von Coachings in der heutigen Zeit zu erläutern.

Herr Régis Werlé, erst einmal vielen Dank dafür, dass sie sich die Zeit für dieses Interview genommen haben. Könnten sie sich zunächst kurz vorstellen, damit unsere Leserinnen und Leser ein besseres Bild von ihnen gewinnen?

Régis Werlé: Einen schönen guten Tag. Mein Name ist Régis Werlé, ich komme ursprünglich aus Frankreich und bin seit 2008 der Geschäftsführer der Alchimie GmbH. Mittlerweile kann ich auf mehr als 25 Jahre Erfahrung im Management diverser Branchen und Unternehmen zurückblicken. Zudem habe ich das Düsseldorfer Management Forum gegründet und arbeite hier als Coach und Berater für diverse Unternehmen.

Herr Werlé, da sie gerade Coaches erwähnt haben – wie würden sie Coaching heutzutage überhaupt definieren?

Régis Werlé: Meiner Meinung nach gibt es eigentlich so viele unterschiedliche Definitionen von Coaching, wie es auch Coaches gibt. Im Kern schwingt dabei immer eine subjektive Komponente und Auslegung mit. Das Hauptziel des Coachings sollte es, denke ich, jedoch stets sein, eine Person bei ihrer Positionierung in Bezug auf ihr Berufsleben oder ein Projekt zu unterstützen. Die entscheidende Schlüsselfrage sollte für den Coachee (= die Person, die Coaching in Anspruch nimmt, Anm. der Red.) lauten: Welche Rolle kann ich übernehmen, um mich im Unternehmen am besten zu entwickeln?

Gilt das ihrer Meinung nach auch für einen Régis Werlé oder konzentriert sich Coaching eher auf Arbeitnehmer?

Régis Werlé: Jedem steht Coaching offen. Es sollte sich meiner Meinung nach sogar besonders an erfolgreiche Chefs, Führungskräfte und Projektleiter richten, damit diese weiterhin eine gewisse und vermutlich notwendige Distanz zu ihrem Umfeld wahren. So können sie ihre Vision, ihre Kreativität und auch ihre Werte besser und konzentrierter fördern und zum Ausdruck bringen.

Ganz zentral ist hierbei auch, dass die gleichzeitig ihre Konzeptions-, Strukturierungs- und Handlungsfähigkeiten entwickeln. Das Coaching ist auch sehr sinnvoll, um etwa eine Führungskraft im Rahmen eines Tätigkeitstransfers oder auch in Momenten des Zögerns und Zweifelns zu unterstützen.

Fördern Coachings aber eventuell nicht auch eine Ich-gegen-die-Anderen-Mentalität, die in Verbindung mit Höher-Schneller-Weiter um jeden Preis oftmals schädliche, zerstörerische Züge annimmt, Herr Werlé?

Régis Werlé: Coachings in Unternehmen sollten auf keinen Fall mit Wettkämpfen und dem „antrainierten“ Ausstechen des beruflichen Umfelds verwechselt werden. Die Methodik und vor allem der Zweck von Coachings unterscheiden sich hier einfach drastisch. Interne Wettkämpfe in Unternehmen können häufig die Ursache für eine deutliche Verschlechterung des betriebsinternen Klimas sein – genau dieses Klima ist allerdings besonders kostbar und wichtig für den Erfolg und die Existenz eines Unternehmens. Jede einzelne Partei sollte sich also hinreichend Gedanken machen und sich über die individuellen Ziele, welche mit den Methoden des Coachings gefördert werden sollen, im Klaren zu sein.

Am Ende des Tages besteht das übergeordnete Ziel des Coachings darin, den Coachee dabei zu unterstützen, wieder zum Akteur seines Lebens sowie seiner beruflichen Karriere zu werden und nicht länger nur ein äußeren Faktoren hilflos ausgelieferter Spielball zu bleiben. Coachings helfen Coachees also auch dabei, sich am Ende selbst zu helfen.

Herr Werlé, richten sich Coachings denn eher an Einzelpersonen oder eignen sich diese auch für Teams aus mehreren Personen?

Régis Werlé: Durchaus. Gerade in der Wirtschaft finden auch Teamcoachings immer größeren Anklang. Sie beinhalten prinzipiell die gleichen Grundsätze und verfolgen die gleichen Ziele wie Einzelcoachings. Nur beginnt das Teamcoaching nicht mit einer individuellen Bestandsaufnahme, sondern mit der Beschreibung und Bewertung der Funktion des gesamten Teams. Jedem Teammitglied werden schließlich spezifische Verantwortlichkeiten und Aufgaben im kollektiven Aktionsplan zugewiesen, der sich im Laufe des Prozesses ergibt.

Auch für Team-Coachings existieren dabei diverse unterschiedliche Coaching-Methoden und Tools, deren Einsatz natürlich in erster Linie von der Situation der Coachees, dem aktuellen Projekt oder auch dem direkten Arbeitsumfeld bedingt ist. Einen allgemeingültigen Erfolgsplan gibt es daher nicht, da Coachings, ob nun im Team oder für Einzelpersonen, sich in erster Linie stets auf die Individuen und ihre jeweiligen Lebens- sowie Arbeitssituationen konzentrieren sollten.